Schon gewusst, dass jährlich rund 370 Millionen Tonnen Kunststoff produziert werden? Und laut Prognosen soll dieser Wert sogar noch steigen. Normales Plastik wird nicht nur aus Erdöl hergestellt und trägt somit zum Klimawandel bei, sondern verschmutzt auch unsere Ökosysteme, Stichwort „Müllinseln“ im Ozean. Da muss unbedingt eine Alternative her! Das dachten sich auch Moritz Koch, der gebürtig aus Lennestadt stammt, zusammen mit seinem Forschungsteam der Universität Tübingen. Deshalb suchten sie nach einer anderen Möglichkeit, weiterhin Plastik nutzen zu können, was ohne die genannen Nachteile auskommt. Die Lösung steckt in sogenannten „Cyanobakterien“. Dies sind kleine Bakterien, die ähnlich wie Algen mit Hilfe von Fotosynthese wachsen können – klimaneutral also. Sie könnten demnächst für die Produktion von nachhaltigem Bioplastik eingesetzt werden. Klasse!
Und wie funktioniert das genau? Cyanobakterien stellen PHB her, eine natürliche Form von Plastik. Dieses ist ähnlich einsetzbar wie normales Plastik, mit dem Unterschied, dass es in der Umwelt komplett biologisch abbaubar ist. Das Problem war jedoch, dass die von den Cyanobakterien produzierten Menge normalerweise sehr gering sind. Dank aufwendiger Forschung gelang es den Wissenschaftler*innen, den Stoffwechsel der Bakterien so zu verändern, dass sie den Naturstoff nun in großen Mengen produzieren. Das langfristiges Ziel des Forschungsteam ist, den Einsatz der Bakterien so zu verbessern, dass eine industrielle Nutzung möglich wird.
Bis es soweit ist wird es allerdings noch eine Weile dauern. Deswegen ist es wichtig, so Moritz Koch, dass wir uns nicht nur auf technische Lösungen verlassen. Stattdessen können gesellschaftliche und politische Lösungen sofort helfen, die drängenden Probleme des Klimawandels und der Umweltverschmutzung einzudämmen. Denn die Zeit drängt.
Übrigens: Die Cyanobakterien werden auch als Mikroalgen oder Blaualgen bezeichnet. Diese schufen vor etwa 2,3 Milliarden Jahren durch Fotosynthese die vor UV-Strahlung schützende Ozonschicht und produzieren auch heute noch einen großen Teil des Sauerstoffs in unserer Atmosphäre.
Weitere Infos zur Forschung sind hier zu finden.
Quelle: Universität Tübingen, Moritz Koch
Bildnachweis: Moritz Koch